Aufbau einer PoCUS-Fortbildungsreihe
Point-of-Care-Ultraschall hilft, Antworten auf eine spezifische klinische Fragestellung in der Hausarztpraxis zu geben. Es ist daher sinnvoll, wenn auch die PoCUS-Fortbildungen von einem konkreten Fall ausgehen. Allerdings sind das Training von Ultraschallgrundlagen (Sonoanatomie, Untersuchungsablauf, optimale Geräteeinstellung) obligate Voraussetzung für ein fallbasierte Lernen.
Ein ausreichender Lernerfolg kann nur durch Training in Kleingruppen erzielt werden.
Um Präsenskurse zu entlasten, kann jedoch ein Teil der Inhalte bereits vorab im Sinne eines “blended learnings” oder “flipped classroom” vermittelt werden.
Die erfolgreiche Teilnahme an Präsenzkursen wird nach Bestehen einer theoretischen und praktischen Lernerfolgskontrolle bescheinigt. Eine DEGUM-Zertifizierung der Kurse und Kursbescheinigungen wird angestrebt.
Um einen dauerhaften Lernerfolg zu sichern, sollte den Teilnehmern und Teilnehmerinnen der genannten online- und Präsenzkurse die Möglichkeit einer gemeinsamen Nachbereitung mit Fallbesprechungen ermöglicht werden.
(Viktor Rüttermann)
Grundlegend ist ein intensives Training der organbezogenen sonoanatomischen Grundlagen mit den Modulthemen:
- Grundlagen – Untersuchungsablauf – “Besser schallen” – Sonopsychologie
- Abdominelle Gefäße als Leitstrukturen
- Leber, Gallenblase
- Pankreas
- Magen-Darmtrakt
- Nieren
- Milz
- Kleines Becken
- Herz
- Lunge und Rippen
- Lymphknoten
- Schilddrüse, Hals
- Venen
- Muskel-Skelettsystem, Nerven
Die Besonderheit des PoCUS-Curriculums ist die Orientierung an einer typischen klinischen Fragestellung (clinical condition) wie
- rechtsseitige Oberbauchschmerzen
- epigastrische Schmerzen
- linksseitige Oberbauchschmerzen
- rechtsseitige Unterbauchschmerzen
- linksseitige Unterbauchschmerzen
- suprapubische Schmerzen
- rechtsseitige Flankenschmerzen
- linkssseitige Flankenschmerzen
- Leistenschmerz
- Beinschwellung
- Makrohämaturie
- Husten und Fieber
- Luftnot
- thorakale Schmerzen
- Fieber
- …
Die zu diesen Fregestellungen gehörenden wichtigsten Differentialdiagnosen (s. Themen des Curriculums des Arbeitskreises Hausärztliche Versorgung der DEGUM) werden in entsprechenden Diagnose-Modulen abgearbeitet. Damit soll der spezifischen primärärztlichen Situation (breites Krankheits-Spektrum im unselektionierten Patientengut, generalistisch statt spezialisiert, besonders geringe Prävalenz seltener Erkrankungen, eingeschränkte zeitliche Ressourcen) Rechnung getragen werden.
PoCUS-Module sollen auch auf den Stellenwert des Ultraschalls im Kontext weiterer diagnostischer Möglichkeiten (Labor, Bildgebung) und orientierend auf Konsequenzen für die konsekutive Therapie – möglichst unter Berücksichtigung von Leitlinien / Klug-entscheiden-Empfehlungen / State-of-the-Art-Empfehlungen – eingehen.