Aufbau einer PoCUS-Fortbildungsreihe
Curriculum
Point-of-Care-Ultraschall hilft, Antworten auf eine spezifische klinische Fragestellung in der Hausarztpraxis zu geben. “Point-of-care ultrasonography (POCUS) augments physical examination and expedites diagnostic care and clinical decision-making.” (Badejoko et al., Point-of-Care Ultrasound Overview and Curriculum Implementation in Internal Medicine Residency Training Programs in the United States)
Der Umfang eines PoCUS-Curriculums ergibt sich aus der Inzidenz von “clinical conditions” – Symptomen und Zeichen für Erkrankungen (z.B. fieberhafter Unterbauchschmerz links), bei denen die Sonographie einen diagnostischen Zusatznutzen bringen kann. Trotz der regionalen und internationalen Unterschiede bezüglich des Umfangs und Spektrums der hausärztlichen Versorgung ist es sinnvoll, ein Kern-Curriculum zu erstellen.
Ein PoCUS-Curriculum kann aufgrund großer inhaltlicher Übereinstimmungen auch für die Planung von Grundkursen dienen. Ebenso können insbesondere die sonoanatomischen PoCUS-Module Anregungen für den Aufbau studentischer Kurse geben.
Der vorläufige Stand für ein umfassendes hausärztliches Curriculum findet sich hier:
Curriculum-Entwurf Ultraschall-Weiterbildung Hausärzte
Es ist sinnvoll, wenn PoCUS-Fortbildungen von einem konkreten Fall ausgehen. Allerdings sind das Training von Ultraschallgrundlagen (Sonoanatomie, Untersuchungsablauf, optimale Geräteeinstellung) obligate Voraussetzung für ein fallbasierte Lernen.
Die Vermittlung der normalen Sonoanatomie stellt die Basis dar. Um Präsenskurse zu entlasten, kann ein Teil der Inhalte bereits vorab im Sinne eines “blended learnings” oder “flipped classroom” vermittelt werden.
Ein ausreichender Lernerfolg kann nur durch Training in Kleingruppen am Ultraschallgerät erzielt werden.
Die erfolgreiche Teilnahme an Präsenzkursen wird nach Bestehen einer theoretischen und praktischen Lernerfolgskontrolle bescheinigt. Eine DEGUM-Zertifizierung der Kurse und Kursbescheinigungen wird angestrebt.
Um einen dauerhaften Lernerfolg zu sichern, sollte den Teilnehmern und Teilnehmerinnen der genannten online- und Präsenzkurse die Möglichkeit einer gemeinsamen Nachbereitung mit Fallbesprechungen ermöglicht werden.
Wir wollen zunächst erste Prototypen für PoCUS-Mini-Module erstellen, die das Selbststudium einzelner sonoanatomischer Strukturen erleichtern:
Grundlegend ist ein intensives Training der organbezogenen sonoanatomischen Grundlagen mit den Modulthemen:
- Grundlagen – Untersuchungsablauf – “Besser schallen” – Sonopsychologie
- Abdominelle Gefäße als Leitstrukturen
- Leber, Gallenblase
- Pankreas
- Magen-Darmtrakt
- Nieren
- Milz
- Kleines Becken
- Herz
- Lunge und Rippen
- Lymphknoten
- Schilddrüse, Hals
- Venen
- Muskel-Skelettsystem, Nerven
Die Besonderheit des PoCUS-Curriculums ist die Orientierung an einer typischen klinischen Fragestellung (clinical condition) wie
- rechtsseitige Oberbauchschmerzen
- epigastrische Schmerzen
- linksseitige Oberbauchschmerzen
- rechtsseitige Unterbauchschmerzen
- linksseitige Unterbauchschmerzen
- suprapubische Schmerzen
- rechtsseitige Flankenschmerzen
- linkssseitige Flankenschmerzen
- Leistenschmerz
- Beinschwellung
- Makrohämaturie
- Husten und Fieber
- Luftnot
- thorakale Schmerzen
- Fieber
- …
Die zu diesen Fregestellungen gehörenden wichtigsten Differentialdiagnosen (s. Themen des Curriculums des Arbeitskreises Hausärztliche Versorgung der DEGUM) werden in entsprechenden Diagnose-Modulen abgearbeitet. Damit soll der spezifischen primärärztlichen Situation (breites Krankheits-Spektrum im unselektionierten Patientengut, generalistisch statt spezialisiert, besonders geringe Prävalenz seltener Erkrankungen, eingeschränkte zeitliche Ressourcen) Rechnung getragen werden.
PoCUS-Module sollen auch auf den Stellenwert des Ultraschalls im Kontext weiterer diagnostischer Möglichkeiten (Labor, Bildgebung) und orientierend auf Konsequenzen für die konsekutive Therapie – möglichst unter Berücksichtigung von Leitlinien / Klug-entscheiden-Empfehlungen / State-of-the-Art-Empfehlungen – eingehen.